Forschung

Am Seminar für Allgemeine Rhetorik wird die Rhetorik in ihrer ganzen historischen Tiefe und systematischen Breite erforscht. Ein besonderer Fokus liegt dabei auf den Schnittstellen insbesondere mit der Philosophie, der Linguistik, der Ästhetik, der Psychologie und den Politikwissenschaften. Besondere Relevanz kommt auch der Wissenschaftskommunikation zu, die sich in den letzten Jahren als äußerst fruchtbares Feld für die Rhetorikforschung erwiesen hat. Die Mitarbeitenden des Seminars erarbeiten kontinuierlich Beiträge für die nationale wie internationale Forschung, sowohl in Form von Publikationen als auch durch Vorträge.

Historisches Wörterbuch der Rhetorik

Zwischen 1992 und 2015 wurde am Seminar für Allgemeine Rhetorik die weltweit umfangreichste Fachnenzyklopädie zur Rhetorik in zwölf Bänden erarbeitet. Im Historischen Wörterbuch der Rhetorik (HWRh) werden sowohl die klassischen als auch die modernen Begriffe dieser Disziplin von Fachwissenschaftlerinnen und Fachwissenschaftlern geführt. Das HWRh bildet den theoretischen Referenzrahmen für nationale wie internationale Rhetorikforschung. 

neue rhetorik / new rhetoric

Die Reihe neue rhetorik - new rhetoric, die von Prof. Dr. Joachim Knape, Prof. Dr. Olaf Kramer und Prof. Dr. Dietmar Till herausgegeben wird, umfasst Monographien und Sammelwerke, die sich mit Problemen und Ergebnissen der aktuellen Rhetorikforschung beschäftigen, sie treibt die Theoriebildung voran und erforscht die gegenwärtige Kommunikationspraxis. Die Bände gehen konzeptionell neue Wege bei der Erschließung des alten Themas Rhetorik im kulturellen und sozialen Zusammenhang und dokumentieren die Aktualität der Rhetorik im theoretischen Zugriff und auch in der Perspektivierung auf die moderne Wissensgesellschaft.

Als Disziplin, die sich mit der kulturellen Einbettung, der Äußerungs- und Wirkungsweise von Kommunikation, dabei insbesondere auch mit Fragen der Textualität befasst, gehört die Rhetorik neben der Philosophie zu den ältesten, theoretisch systematisierten Wissensbereichen Europas. Seit der Antike hat es in der Geschichte der Rhetorik immer wieder Werktitel gegeben, die von einer „neuen Rhetorik" sprechen. Bei genauer Betrachtung zeigt sich, dass das Neue teils in Reformulierungen des traditionellen Wissens über Rhetorik besteht, teils in Fortschreibungen der klassischen Theorien, teils aber auch in zeitgemäßen Neuansätzen, die neue Perspektiven ins Spiel bringen.

Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation

Das Forschungszentrum für Wissenschaftskommunikation (FfW) ist aus dem Seminar für Allgemeine Rhetorik hervorgegangen, wird von Prof. Dr. Olaf Kramer geleitet und koordiniert sowohl die wissenschaftskommunikative Forschung als auch das wissenschaftskommunikative Weiter­bildungsangebot der Universität Tübingen.

Das Forschungszentrum verfolgt vier Ziele:

1. die rhetoriktheoretische und interdisziplinäre wissenschaftliche Fundierung  von Wissenschaftskommunikation,
2. die Erhöhung der Reichweite, Formatvielfalt und Qualität von Wissenschaftskommunikation,
3. die Befähigung zu effektiver Wissenschaftskommunikation unter verschiedenen situativen und medialen Bedingungen,
4. die Etablierung der Universität Tübingen als national wie international sichtbarem Standort für Wissenschaftskommunikationsforschung.

SFB 1391 Andere Ästhetik

Im SFB 1391 Andere Ästhetik untersuchen Prof. Dr. Dietmar Till und Dr. Frank Schuhmacher die Sprach- und Kulturräume Deutschland und Italien einerseits in komparatistischer, andererseits in transdisziplinärer Kombination von Rhetorik und Linguistik. Schlüsselbegriffe wie die amplificatio (Steigerung/Intensivierung) oder die argutia (Scharfsinn), die aus der klassischen Rhetorik stammen und als ästhetische Reflexionsfiguren aufgefasst werden, sollen mit Hilfe linguistischer und rhetorisch-literaturwissenschaftlicher Zugänge erstmals systematisiert und für die Analyse verschiedener Textsorten aus der Zeit fruchtbar gemacht werden.